Irsee, 08.04.2025 (lifePR) – Dr. Christian Laugwitz, von 1988 bis 2021 als Arzt im Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren tätig, ist seit seiner Kindheit von der Fotografie begeistert. „Schon als achzehnjähriger Bub faszinierte mich die Kodak-Instamatic, eine Kleinbildkamera mit vorgefertigten Filmpatronen“, verrät der langjährige Oberarzt der Forensischen Klinik. Seit einigen Jahren betreibt er sein Hobby zunehmend ernsthafter und fotografiert mittlerweile digital mit einer Leica-Profiausrüstung.

„Über meine Arbeit am BKH und sensibilisiert durch die Forschungen von Michael von Cranach zu den NS-„Euthanasie“-Verbrechen in der ehemaligen Anstalt Kaufbeuren, habe ich mich im letzten Jahr intensiv mit der Gedenkstätte Prosektur in Kloster Irsee auseinandergesetzt“, verrät der 69-Jährige. Dank des Kontakts zum Werkleiter des Schwäbischen Bildungszentrums, Dr. Stefan Raueiser, bot sich ihm die Möglichkeit, auch den ehemaligen Sektionsraum der Bezirkseinrichtung, die zwischen 1849 und 1972 als Heil- und Pflegeanstalt diente, fotografisch zu dokumentieren. 

Sein Fotoband Die Prosektur der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Irsee. Eine Annäherung in Fotografien umfasst insgesamt 32 Seiten und beinhaltet 26 schwarz/weiß- und Farbfotografien.

„Seit wir im November 2023 die Gedenkstätte Prosektur und im Dezember 2024 den neuen Informations- und Ausstellungsraum ‚Anstalt Irsee‘ eröffnet haben, nimmt das Interesse an der Auseinandersetzung mit der Psychiatriegeschichte von Kloster Irsee stetig zu“, freut sich der Leiter des Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrums des Bezirks Schwaben, Dr. Stefan Raueiser. So werden am 27. Mai 2025 in Kloster Irsee weitere ‚Stolpersteine‘ gesetzt, um acht weitere Patientinnen und Patienten namentlich zu ehren, die dem NS-„Euthanasie“-Programm in der einstigen Anstalt zum Opfer fielen. Ihre Biografien wurden dabei nicht nur von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erforscht, sondern auch von Angehörigen recherchiert, die historisches Bildmaterial aus Familienbesitz beigesteuert haben. 

Literatur:
Die Prosektur der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Irsee. Eine Annäherung in Fotografien, Schwäbisches Bildungszentrum Irsee, 2025. Der Bildband kann gegen eine Schutzgebühr von € 5,00 an der Rezeption von Kloster Irsee erworben werden.

Irsee, 18.12.2024 (lifePR) – „Hier in Irsee liegt seit 1849 der Ursprung der psychiatrischen Geschichte Schwabens begründet“, betont Bezirkstagspräsident Martin Sailer zur Eröffnung des neuen Informations- und Ausstellungsraums im Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum Kloster Irsee.

„Das Jubiläum ‚175 Jahre Psychiatrie in Schwaben‘ setzt einen wichtigen Meilenstein in unserer sozialpsychiatrischen Geschichte. Denn wir als Bezirk Schwaben tragen nicht nur die Verantwortung für die psychiatrische Versorgung heute, sondern auch für eine lebendige Erinnerungskultur. Nur wer sich erinnert, kann vermeiden, dass Verbrechen der Vergangenheit künftig noch einmal geschehen. Der neue Informationsraum zur Geschichte der Anstalt Irsee trägt dazu bei,“ unterstreicht Sailer.

Der Ausstellungsraum erläutert anhand historischer Objekte, mit Texten, Fotos und einer App die regionale Psychiatriegeschichte zwischen 1849 und 1972 sowie die 1981 einsetzende Erinnerungskultur. „Der Informations- und Ausstellungsraum kommt zur rechten Zeit“, meint Schwabens Bezirkstagspräsident, „einer Zeit, in der rechte Strömungen versuchen, an den Stützpfeilern der Demokratie zu rütteln. Wir hingegen erinnern an menschenverachtende Ideologien und rufen sie uns immer wieder als Mahnung vor Augen.“

Der Leiter des Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrums Kloster Irsee, Dr. Stefan Raueiser, ergänzt: „Die von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern geförderte Handy-App, die von zu Hause aus kostenlos heruntergeladen werden kann, nimmt uns mit in den Anstaltsalltag. Wir erfahren etwas über historische wie über moderne Therapieansätze. Außerdem bringen uns Erzählungen die Perspektiven von Pflegenden wie Ärzten nahe. Filmausschnitte und Patientengeschichten konkretisieren die Anstaltsgeschichte“. Martin Sailer betont: „Heute ist es wichtiger denn je, mit Vorurteilen aufzuräumen und psychisch erkrankten Menschen einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft einzuräumen. Unser aller Ziel muss es sein, das Stigma psychischer Erkrankungen zu bekämpfen. Betroffene müssen die Hilfe erhalten, die sie benötigen“.

Der zum Ende der Veranstaltungsreihe „teilhaben, bewirken, wachsen: 175 Jahre Psychiatrie in Schwaben“ eröffnete Informations- und Ausstellungsraum mit zugehöriger Handy-App ist zu den Öffnungszeiten des Schwäbischen Bildungszentrums Kloster Irsee frei zugänglich. Unter dem Motto „Anstalt Irsee: informieren, gedenken, bilden“ wird über die 123-jährige Anstaltsgeschichte von Kloster Irsee informiert, der über 1.000 Irseer Opfer der NS-Patientenmorde gedacht und dazu aufgefordert, eigene ethische Maßstäbe herauszubilden, damit Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen nicht stigmatisiert werden.