Die Koffer gepackt, die Vorfreude riesig – doch manchmal wird aus dem Traum vom Flug aus dem nasskalten deutschen Winter an den sommerlichen Strand ein Albtraum. Schon vermeintlich harmlose Krankheiten wie Durchfall oder ein Sonnenstich vermiesen den Urlaub, von größeren Problemen wie Unfällen oder schweren Krankheiten ganz zu schweigen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, lohnt sich eine gründliche Vorbereitung. Denn wer vor der Reise ein paar wichtige Punkte abhakt, startet entspannter in die Ferien.
Vor der Abreise: Die Hausaufgaben machen
Spätestens sechs bis acht Wochen vor Reiseantritt kommt der Impfschutz auf den Prüfstand. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt eine reisemedizinische Beratung bei spezialisierten Ärzten, Tropeninstituten oder Gesundheitsämtern. Je nach Reiseziel sind Impfungen gegen Hepatitis A und B, Typhus, Tollwut oder Gelbfieber sinnvoll oder sogar vorgeschrieben. Wie das Auswärtige Amt betont, ist manchmal selbst eine kurze Reise in ein Hochrisikogebiet lebensbedrohlich, wenn es an notwendigen Präventionsmaßnahmen mangelt. Manche Impfungen müssen mehrfach im Abstand von einigen Wochen verabreicht werden – wer zu spät dran ist, hat Pech gehabt.
Ebenso wichtig: eine Auslandskrankenversicherung. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt im Ausland oft nur einen Bruchteil der Kosten – nämlich das, was dem Versicherten im jeweiligen Urlaubsland zusteht. Außerhalb Europas gibt es in der Regel überhaupt keine Kostenübernahme. Besonders in den USA, aber auch Ägypten oder Thailand können Behandlungskosten enorm hoch ausfallen, warnt der ADAC. „Schon eine Mittelohrentzündung kann richtig teuer werden: Arztbesuch, Medikamente und eventuell diagnostische Tests summieren sich schnell auf mehrere hundert Euro. Kommt ein Krankenhausaufenthalt hinzu, können die Gesamtkosten leicht mehrere tausend Euro betragen“, erläutert Susanne Reuter vom ADAC Ambulanz-Service.
Ein Krankenrücktransport nach Deutschland ist durch die gesetzliche Kasse nie abgedeckt und schlägt schnell mit fünfstelligen Summen zu Buche. Gute Policen gibt es bereits ab etwa 20 Euro im Jahr – eine Investition, die sich im Ernstfall hundertfach auszahlt.
Und wer auf Nummer sicher gehen will, schließt daneben gleich noch eine Reiserücktrittsversicherung ab: Die übernimmt die Kosten eines ausgefallenen Urlaubs, sollte man schon vor Abreise schwer erkranken und den Urlaub gar nicht erst antreten.
Die Europäische Krankenversicherungskarte – und ihre Grenzen
Wer innerhalb Europas verreist, hat mit der Europäischen Krankenversicherungskarte (EKVK) auf der Rückseite der deutschen Gesundheitskarte zumindest einen Basisschutz. Sie gilt in allen 27 EU-Mitgliedstaaten sowie in Island, Liechtenstein, Norwegen, der Schweiz und Großbritannien. Doch Vorsicht: Die EKVK (oder EHIC für European Health Insurance Card) deckt nur medizinisch notwendige Behandlungen im öffentlichen Gesundheitssystem ab. Wie die EU-Kommission ausdrücklich betont, ist sie kein Ersatz für eine Reiseversicherung. Wer sich in die Hände eines Arztes ohne Kassenzulassung begibt – was an beliebten Urlaubsorten wie zum Beispiel in der Türkei häufig vorkommt – gilt als Privatpatient und muss selbst bezahlen. Auch landesübliche Zuzahlungen und der Rücktransport sind nicht abgedeckt.
Die Reiseapotheke: Was unbedingt ins Gepäck gehört
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) empfiehlt, die Reiseapotheke individuell nach Art der Reise, Reiseziel und medizinischer Versorgung im Urlaubsland zusammenzustellen. Zur Basisausstattung gehören Fieberthermometer, Schmerz- und Fiebermittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, Mittel gegen Durchfall und Übelkeit, Desinfektionsmittel für Hände und Wunden, Verbandsmaterial mit Pflastern, Kompressen und Mullbinden, Schere und Pinzette sowie Wund- und Heilsalbe. Außerdem sollten Mittel gegen Erkältungen wie Nasenspray und Hustenbonbons nicht fehlen, so die Reiseapotheken-Checkliste der ABDA.
Wer regelmäßig Medikamente nimmt, packt einen ausreichenden Vorrat ein – der ADAC rät zu mindestens 50 Prozent mehr als normalerweise benötigt. Denn im Ausland sind bestimmte Präparate oft nicht oder nur in anderer Zusammensetzung erhältlich. Wichtig: Medikamente gehören ins Handgepäck, in der Originalverpackung. Für verschreibungspflichtige Arzneimittel empfiehlt sich ein ärztliches Attest, am besten zusätzlich in englischer Sprache mit Wirkstoffnamen. Sonst kann es Probleme bei der Einreise geben. Hitze schadet möglicherweise den Medikamenten – eine kleine Kühltasche schützt empfindliche Präparate.
Unterwegs: Vorsicht ist besser als Nachsicht
Am Urlaubsort angekommen, heißt es wachsam bleiben. In vielen Ländern gilt die Faustregel: „Cook it, peel it, boil it – or forget it“, auf Deutsch in etwa: „(Ab)kochen, schälen oder darauf verzichten“. Das heißt: Rohes Obst und Gemüse nur essen, wenn es sich schälen lässt. Leitungswasser meiden, auch beim Zähneputzen. Eiswürfel in Getränken sind ebenso eine eventuelle Falle wie der verlockende Straßenimbiss. Bei problematischen Hygienestandards oder zum Beispiel auf Wandertouren abseits der Zivilisation helfen Wasserentkeimungstabletten aus der Reiseapotheke.
Stichwort Sonne: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden, eine Kopfbedeckung tragen und die Mittagshitze meiden – das klingt banal, wird aber allzu oft ignoriert. Ein Hitzschlag zum Beispiel beendet den Urlaub abrupt. Ausreichend trinken ist Pflicht, am besten Wasser aus versiegelten Flaschen.
Mücken – hierzulande zwar lästig, aber meist harmlos – können im Ausland gefährliche Krankheiten wie Dengue-Fieber, Chikungunya oder Malaria übertragen. Empfehlenswert sind Insektenabwehrmittel mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin, alle zwei bis vier Stunden aufgetragen. Lange, helle Kleidung in den Abendstunden und imprägnierte Moskitonetze bieten zusätzlichen Schutz. In Malaria-Gebieten kann eine medikamentöse Prophylaxe sinnvoll sein – hier ist eine reisemedizinische Beratung vor der Abreise unerlässlich, wie das Auswärtige Amt betont.
Wenn es doch passiert: Richtig handeln im Ernstfall
Manchmal aber nützen alle Vorsicht und Vorbereitung nichts. Wer im Urlaub ernsthaft erkrankt, kontaktiert als Erstes die Auslandskrankenversicherung. Deren Notfall-Hotline ist in der Regel rund um die Uhr besetzt und hilft bei der Suche nach geeigneten Ärzten oder Kliniken. Wichtig: Größere Behandlungen, Krankenhausaufenthalte und insbesondere ein möglicher Rücktransport müssen immer mit der Versicherung abgestimmt sein. Nur so ist die volle Kostenübernahme gesichert.
Dubiose Privatpraxen, die gezielt Touristen versorgen, unbedingt meiden! In Europa muss der behandelnde Arzt eine Zulassung haben und dem öffentlichen Gesundheitssystem angeschlossen sein, damit zumindest die Basiskosten über die EKVK abgerechnet werden können. Übrigens: Wer am Urlaubsort ärztlich behandelt wird, sollte sich unbedingt ein Attest ausstellen lassen und die Krankheit an Arbeitgeber und Krankenversicherung melden. So bekommt man die durch Krankheit ausgefallenen Urlaubstage zurück.
Ganz wichtig: Alle Belege sammeln; Rechnungen, Quittungen und ärztliche Berichte für die spätere Erstattung sorgfältig aufbewahren. Wer Kosten vorstrecken muss, verlangt eine detaillierte und nachvollziehbare Rechnung. Bei schweren Erkrankungen oder Unfällen prüft die Versicherung, ob ein Rücktransport medizinisch sinnvoll ist. Diese Entscheidung überlässt man den Fachleuten – und ruft im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als zu wenig an. Denn am Ende zählt nur eines: gesund wieder nach Hause zu kommen.
(jmk/spot)
Bild: Krank im Urlaub: Was zuhause nur lästig ist, kann im Ausland teuer werden. / Quelle: Nicoleta Ionescu/Shutterstock.com