Wer den Eurovision Song Contest gewinnt, darf sich über Charterfolge und großen Medienrummel freuen. Doch nicht nur die Sieger machen Schlagzeilen – immer wieder sorgen auch Spannungen zwischen Ländern, Plagiatsvorwürfe und andere Kontroversen für Aufsehen.

Skandale aus 2025 und 2024

Noch vor dem diesjährigen Finale kam es zu einer Kontroverse um ein Teilnehmerland. In einem Brief forderten laut „The Independent“ über 70 ehemalige ESC-Teilnehmer den Ausschluss Israels. Der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Kan werfen sie unter anderem vor, „mitschuldig am israelischen Völkermord an den Palästinensern in Gaza“ zu sein. Bereits im letzten Jahr wurden kritische Stimmen zu Israels Teilnahme laut.

2024 brauchte es zudem mehrere Anläufe, bis ein israelischer Beitrag genehmigt wurde. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) lehnte das eingereichte Lied „October Rain“ aufgrund von politischen Botschaften ab. Auch „Dance Forever“ akzeptierte sie in der ursprünglichen Form nicht. Schließlich konnte Sängerin Eden Golan (21) mit „Hurricane“ dennoch für ihr Land antreten – und belegte den fünften Platz.

Im Gegensatz zu Golan verpasste Joost Klein (27) das Finale, in dem er den Titel „Europapa“ erneut zum Besten geben wollte. Der Niederländer wurde vom Wettbewerb ausgeschlossen, nachdem Ermittlungen gegen ihn eingeleitet wurden. Der Grund: Einem Statement des niederländischen Senders Avrotros zufolge soll er eine „drohende Bewegung“ in Richtung einer Kamerafrau getätigt haben, die ihn entgegen einer Abmachung gefilmt habe. Ein Strafverfahren gegen ihn wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Plagiatsvorwürfe und Bühnenküsse

Zahlreiche ESC-Vertreter wurden bereits beschuldigt, einen Song kopiert zu haben. Auch die deutsche Gruppe Cascada stand 2013 in der Kritik. Ihren Song „Glorious“ hätten sie vom vorigen Gewinnertitel „Euphoria“ abgekupfert, lauteten die Vorwürfe. Der NDR gab schließlich ein musikwissenschaftliches Gutachten in Auftrag. Das Ergebnis: Cascadas Song ist kein Plagiat. Mit ihm erreichte die Band im Finale dennoch nur den 21. von 26 Plätzen. Weitere Plagiatsvorwürfe wurden unter anderem gegen die No Angels und Schlagerstar Michelle (53) erhoben.

Andere ESC-Skandale sind heute nur noch schwer nachvollziehbar. 1957 sorgten die Dänen Birthe Wilke (89) and Gustav Winckler (1925-1979) für einen Aufschrei, als sie sich am Ende ihrer Final-Performance rund elf Sekunden lang küssten. 2013 gab die finnische Sängerin Krista Siegfrids (39) einer ihrer Tänzerinnen auf der Bühne einen Kuss. „Es geht um Liebe und Toleranz“, erklärte sie zu ihrem Song „Marry Me“. „Aber die Ehe für Homosexuelle ist in Finnland nicht erlaubt und das ist falsch. Dazu wollte ich ein Zeichen setzen“, so Sigfrids. Seit März 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Finnland heiraten.

Ausgeschlossene Länder

2016 musste der rumänische Sänger Ovidiu Anton (42) eine Enttäuschung hinnehmen. Es waren nur noch wenige Wochen bis zum Wettbewerb, da schloss die EBU den rumänischen Sender TVR und damit sein Land vom Event aus. Grund dafür waren Schulden des Senders in Höhe von rund 14,5 Millionen Euro. Aus Kostengründen war Rumänien auch 2024 nicht dabei, dieses Jahr verpasst es das Event erneut. Belarus fehlt ebenso. 2021 schloss die EBU das Land aus, nachdem es zwei politische Songs eingereicht hatte. In ihrem Statement wies die EBU zudem auf mangelnde Pressefreiheit hin. Wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine ist Russland seit 2022 ausgeschlossen.

Immer wieder spielt die Politik bei ESC-Kontroversen eine Rolle. 2017 hatte der ukrainische Geheimdienst SBU ein Einreiseverbot gegen die russische Kandidatin Julia Samoylova (36) verhängt. Denn diese war auf der von Russland annektierten Krim aufgetreten. Infolgedessen zog sich Russland aus dem Event zurück.

1978 weigerten sich einige arabische Sender laut „DW News“, den israelischen Act zu zeigen. Wurden Izhar Cohen & The Alphabeta gezeigt, schalteten sie prompt Werbung. Noch skurriler wurde es, als Jordanien Belgien als Gewinner deklarierte, obwohl Israel mit dem Song „A-Ba-Ni-Bi“ gewann.

Die größten Überraschungen

Der Musikwettbewerb ist zudem immer wieder für Überraschungen gut. Während einige Gewinner-Songs als vorhersehbar galten, kamen andere Siege wiederum unerwartet. So auch 2011: Aserbaidschan gewann mit dem Duo Ell & Nikki. Ihr Beitrag „Running Scared“ kam beim Publikum am besten an, die Jury favorisierte dagegen den italienischen Titel. Wegen des Televotings der Zuschauer setzte sich Aserbaidschan jedoch durch.

Ihren ESC-Titel im Jahr 2016 hatte wohl auch die Ukraine selbst nicht kommen sehen. Wieder sorgte das Televoting für einen Überraschungssieg. Hätte die Jury das alleinige Sagen gehabt, hätte die Sängerin Dami Im (36) für Australien gewonnen. Stattdessen konnte sich die ukrainische Kandidatin Jamala (41) freuen.

(paf/spot)

Bild: Cascada-Sängerin Natalie Horler wurde 2013 beim ESC Fünfte – musste zuvor jedoch eine Plagiatsprüfung überstehen. / Quelle: ddp/Stefan Crämer