Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat auf die heftigen Diskussionen rund um den Eurovision Song Contest 2025 reagiert und kündigt umfassende Regeländerungen an. „Wir haben zugehört und gehandelt“, erklärt ESC-Direktor Martin Green. Die Neutralität und Integrität des Wettbewerbs habe für die EBU oberste Priorität.

Der Hintergrund der Reform ist brisant: Beim Contest im Mai in Basel hatte die israelische Teilnehmerin Yuval Raphael (25) mit „New Day Will Rise“ das Publikumsvoting klar gewonnen und landete nach der Jury-Wertung auf Platz zwei hinter Österreich. Mehrere Rundfunkanstalten – darunter aus Irland, den Niederlanden, Belgien, Spanien, Island und Finnland – äußerten jedoch Zweifel am Abstimmungsergebnis und forderten eine Überprüfung.

Drastische Einschränkung beim Publikumsvoting

Die wohl einschneidendste Änderung für die kommenden Ausgaben betrifft die Zuschauer direkt: Künftig darf jeder Fan nur noch 10 statt bisher 20 Stimmen abgeben.

Zusätzlich kehren die Jurys erstmals seit 2022 wieder in die Halbfinals zurück. Im Finale wird es dann eine 50-50-Aufteilung zwischen Jury- und Publikumsstimmen geben. Die Jurys selbst werden von fünf auf sieben Mitglieder aufgestockt – und müssen künftig eine formelle Erklärung unterschreiben, in der sie unabhängiges und unparteiisches Abstimmen zusichern.

Jüngere Juroren sollen ESC-Publikum besser abbilden

Eine weitere Neuerung: Erstmals werden auch Juroren im Alter von 18 bis 25 Jahren eingesetzt. Sie sollen die Attraktivität des Wettbewerbs für jüngere Zielgruppen widerspiegeln.

Besonders streng wird die Organisation künftig bei Wahlkampagnen: Teilnehmende Sender und Künstler dürfen sich nicht mehr „aktiv“ an Promotionskampagnen Dritter beteiligen, die das Abstimmungsergebnis beeinflussen könnten. Verstöße gegen diese, im aktualisierten Verhaltenskodex festgeschriebene Regel werden sanktioniert.

Der Hintergrund dieser Änderung: Laut der „BBC“ soll die israelische Regierung im Vorfeld der Show in der Schweiz mit bezahlten Anzeigen und staatlichen Social-Media-Accounts zur Stimmabgabe für Raphael aufgerufen haben.

Fokus soll wieder auf der Musik liegen

Martin Green betont, die Maßnahmen sollen den Fokus wieder dorthin lenken, wo er hingehöre: „Auf Musik, Kreativität und Miteinander.“ Man sei zwar überzeugt, dass der Contest 2025 ein valides und gerechtes Ergebnis geliefert habe. Die Änderungen würden aber stärkere Schutzmaßnahmen bieten und sicherstellen, dass jede Stimme zähle.

Der politische Druck auf die EBU bleibt dennoch hoch: Etwa Irland, die Niederlande, Slowenien und Spanien haben bereits mit einem Boykott des ESC 2026 gedroht, sollte Israel wegen des Gaza-Kriegs nicht ausgeschlossen werden. Das Finale des nächsten Eurovision Song Contest findet am 16. Mai in Wien statt.

(stk/spot)

Bild: Die israelische Sängerin Yuval Raphael erreichte beim vergangenen ESC den zweiten Platz. / Quelle: Actionpress / Heikki Saukkomaa / Lehtikuva