In der ARD-Reihe „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ (seit 2024) tritt Schauspielerin Luise von Finckh (31) in die Fußstapfen ihres fiktiven Großvaters Robert Liebling (Manfred Krug, 1937-2016). Als junge Anwältin Lisa Liebling muss sie sich nicht nur in einem traditionell männerdominierten Umfeld behaupten, sondern auch gegenüber Kanzleiinhaberin Dr. Talia Janka (Gabriela Maria Schmeide, 60). Am 21. und 28. November werden Teil 2 und 3 der Neuauflage der Kultserie (1986 bis 1998) in der ARD ausgestrahlt. Im Interview mit spot on news spricht die Berliner Schauspielerin über ihre Rolle, persönliche Erfahrungen und ihre Wünsche für die Zukunft der Serie.

Von Versagensängsten zu mehr Selbstbewusstsein

Seit dem ersten Teil hat sich einiges verändert für Lisa Liebling. „Lisa ist selbstbewusster geworden in ihrer Arbeit und als Mensch, war sie doch anfänglich sehr von Versagensängsten geplagt. Etwas, das ich als Schauspielerin auch gut kenne“, erzählt Luise von Finckh, die zuletzt insbesondere auch in den lose zusammenhängenden Impro-Serien „Das Begräbnis“ (2022), „Das Fest der Liebe“ (2023) und „Die Hochzeit“ (2025) brillierte. „Lisa und ich haben beide beruflich viel dazu gelernt. Auch ich musste erst mal lernen, mich als Hauptdarstellerin zu behaupten, als junge Frau, die ernst genommen werden will“, reflektiert sie.

Privat gibt es ebenfalls Gemeinsamkeiten zwischen der Schauspielerin und ihrer Rolle in der Anwaltsreihe: „Ich bin auch Berlinerin und meine Eltern Juristen. Wir sind uns gar nicht so unähnlich“, erklärt die Schauspielerin, die seit fast zehn Jahren in Berlin-Kreuzberg wohnt und den Kiez liebt. Und noch eine Parallele sieht sie: „Bei ungerechter Behandlung würde ich mich genauso mit meinen Vorgesetzten anlegen.“

Das Machtspiel mit Gabriela Maria Schmeide

Besonders reizvoll ist für Luise von Finckh die Dynamik zwischen Lisa und ihrer Mentorin Dr. Talia Janka, gespielt von Gabriela Maria Schmeide. „Ich habe gerade in der letzten Woche eine Szene mit Gabriela gedreht, wo Lisa sie einfach kalt stehen lässt. Das hat richtig Spaß gemacht. Will sagen, das Machtspiel bleibt, und Lisa wird immer stärker“, verrät sie mit einem Lachen.

Die Chemie zwischen den beiden Schauspielerinnen stimmt auch abseits der Kamera. Von der Zusammenarbeit mit erfahrenen Kolleginnen wie Roswitha Schreiner (60) oder Leslie Malton (67) profitiert die junge Schauspielerin: „Mich haben ältere, erfahrenere Kolleginnen und ihre Perspektiven auf Arbeit und Beruf schon immer interessiert. Ich genieße das sehr.“

Hommage an „Liebling Kreuzberg“ – mit kritischem Blick

Die Serie ist eine Neuauflage der kultigen Serie „Liebling Kreuzberg“, doch Luise von Finckh war wichtig, nicht nur nostalgisch zurückzublicken. Stattdessen will sie „das Verhältnis von Lisa und ihrem Opa differenziert erzählen. Er ist Vorbild, aber nicht alles, was der alte weiße Mann gesagt und gedacht hat, ist richtig“, erklärt sie ihre Herangehensweise an die Rolle.

Auch bei den Themen der Serie setzt sie klare Akzente. Der Fall um den Straßenmusiker „Kruste“ in Teil 2 „Bewährungsprobe“, bei dem es um Kunstfreiheit geht, hat sie besonders bewegt: „Ich glaube, der Fall zeigt ganz gut, wie ambivalent die Gesellschaft mit Kunst und Künstlern umgeht. Man möchte Kunst konsumieren, aber am liebsten umsonst und so, dass sie gefällt und wenn sie es nicht tut, wird der künstlerische Anspruch abgesprochen.“

„Imposter-Gefühle“ und der Kampf um Anerkennung

Die Serie zeigt realistisch, wie schwierig es ist, als junge Frau in einem männlich geprägten Umfeld ernst genommen zu werden. Für Luise von Finckh ein wichtiges Thema: „Bei mir selbst und auch meinen Freundinnen beobachte ich immer wieder Imposter-Gefühle“, sagt sie über das Gefühl, sich als Hochstaplerin zu fühlen. „Ich glaube, viele Frauen kämpfen nicht nur mit dem männlich geprägten Umfeld, sondern auch mit sich selbst. Frauen werden ab dem Kindesalter dazu konditioniert lieb, höflich und angepasst zu sein. Da passiert es schnell, dass Frau an ihren Fähigkeiten zweifelt und sich selbst auch gar nicht so ernst nimmt“, erklärt die Schauspielerin.

Und ihre Analyse geht noch weiter: „Was es meiner Meinung braucht, ist ein anderes Verständnis vom Frausein. Wenn Frauen sich Raum nehmen, laut, sexy oder unangepasst sind, gelten sie als hysterisch, komisch, unfähig.“ Männern mit diesem Verhalten würden dagegen als „kauzig oder bestimmt“ wahrgenommen. „Daran sollten wir arbeiten.“

Wünsche für die Zukunft

Für die weiteren Teile der Serie hat Luise von Finckh klare Vorstellungen: „Ich wünsche mir noch mehr feministische Fälle, mehr Comedy-Anteile und noch mehr Souveränität für Lisa.“ Seit Mitte September laufen in Berlin bereits die Dreharbeiten zu Teil 4 und 5. Die Reaktionen der Fans stimmen sie optimistisch: „Bisher habe ich nur gutes Feedback bekommen. Ich bin gespannt, wie die Zuschauer die nächsten Folgen annehmen.“

„Kanzlei Liebling Kreuzberg – Bewährungsprobe“ läuft am 21. November und „Kanzlei Liebling Kreuzberg – Nachbarschaftshilfe“ am 28. November jeweils um 20:15 Uhr im Ersten.

(ili/spot)

Bild: Luise von Finckh als Lisa Liebling in der ARD-Reihe „Kanzlei Liebling Kreuzberg“. / Quelle: ARD Degeto Film/Britta Krehl